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Planlos in Plauen
Wenn ich gelegentlich zur Erledigung
der familiären Wochenendbesorgungen ein nahegelegenes Discount-
Geschäft aufsuche, trage ich, neben
der gestrengen Ermahnung, auf
etwaig angebotenen Schnäppchen-krimskrams nicht hereinzufallen, einen
aus der gleichen ehefraulichen Quelle
stammenden
Butter-Milch-Frischkäse-Gemüse-Klopapier-Spülmaschi-
nentabs-Abflussreiniger- Einkaufsplan
bei mir. Das liegt einerseits daran, dass
ich mir tatsächlich nicht mal bis zur
Haustür merken kann, was ich eigentlich mitbringen sollte, andererseits
aber auch daran, dass es gemeinhin
als notwendig erachtet wird, grund-
sätzlich für alles einen Plan zu haben.
Planvolles Agieren gilt als eine erwachsene, positive Geisteshaltung. Planlo-
sigkeit ist ein gesellschaftlicher Makel.
Obwohl wir doch zu allerlei Gelegenheiten erfahren, dass der Zug zu spät
kommt, der Bau sich verzögert und
sowieso am Ende alles mehr kostet,
hält sich hartnäckig der Aberglaube
an Fahr-, Bebauungs- oder Haushaltspläne. Der Plan war grundsätzlich rich-
tig, nur die Umstände widrig, so oder
ähnlich lautet das Credo der Gremien,
wenn schließlich irgendein unvorhergesehenes Unglück oder schlicht
Murks passiert. Sie haben da so ein
merkwürdiges Stechen im Rücken?
Der Doktor probiert natürlich nicht
einfach irgendwas mal aus, oh nein,
er entwickelt einen Behandlungsplan!
Die Schulstunde ist so stinklangweilig,
dass es selbst den Lehrer jucken würde,
mal etwas ganz anderes zu tun? Da sei
der kultusministerielle Lehrplan vor!
Die Sonne lacht und Ihnen wäre spontan nach einer Reise an das atlantische
Weltenmeer zumute? Pustekuchen,
der Urlaubsplan war nämlich schon
im Januar beim Chef vorzulegen, da ist
nichts mehr zu machen. Auch in unseren Gemeinden wird geplant, was das
Zeug hält, gerne am Jahresanfang und
gerne von vielen engagierten Gemeindemitgliedern. Feiertage, Ausflüge,
Baumaßnahmen,
Veranstaltungen,
Finanzen, Gemeindeblätter, Personalbesetzungen, Jubiläen und Feste.
Mich wundert es nicht, dass dabei der
eine Planer vom anderen nichts weiß,
so dass am Ende mehrere Planungen
für den gleichen Termin herauskommen. Schließlich bringe ich ja auch
vom Wochenendeinkauf eine neue
Schnäppchen-Gartenschere mit und
habe die Butter vergessen. Das Wirrwarr von Wünschen, Projekten und
Bedürfnissen einer Kirchgemeinde zu
planen ist zwar ein an sich lobenswertes Unterfangen; zu glauben, dass dann
alles geregelt sei, allerdings eine trügerische Annahme. Oder wie es meine
lebenserfahren-gewitzte Schwiegergroßmutter ausgedrückt hätte: Ach
Jungchen, der Mensch denkt - Gott
lenkt.
Traugott
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