Unheimlich
Seit Anfang September die ersten
Lebkuchen im Regal der Lebensmittelhändler auftauchten, ist es
unübersehbar: Bald nun ist Weihnachtszeit. Und zwischen Haushaltsputz, dem
Einpacken der
Geschenke und
dem Auspacken
der Geschenke
am Heiligen
Abend werden
wir vielleicht in
der Kirche für
einen Moment
innehalten und
dem Evangelisten Lukas zuhören, der von einer
sehr unheimlichen Begegnung
berichtet. Es war dunkel damals.
Einsam, draußen im Finstern, in der
Kälte, auf einer menschenleeren,
kargen Viehweide saßen ein paar
arme Schafhirten und lauschten
den Geräuschen der Nacht. Plötzlich wurde es hell. Plötzlich wurde
es laut. Plötzlich stand ein Engel vor
ihnen. Und die Hirten erschraken
heftig, sie „fürchteten sich sehr“, wie
Lukas es beschreibt. Der Engel muss
eine sehr beeindruckende Erscheinung gewesen sein. Der Schreck saß
so tief bei den armen Hirten, dass er
sie erst einmal beruhigen musste:
„Fürchtet euch nicht!“
In der Adventszeit sehe ich viele
Engel. Sie tummeln sich auf Pyramiden, halten Kerzen in die Höhe, baumeln an Tannenzweigen und stehen
als Orchester versammelt in Wohnzimmern. Sie tragen kurze weiße
Hemdchen,
haben grüne
Flügelchen mit
Punkten und
lachen mich mit
fröhlichen Kinderaugen an. Sie
sind süß, niedlich, putzig. Aber
nicht zum Fürchten. Erschaudern könnte ich
höchstens vor lauter Gemütlichkeit.
Jedoch gemütlich war der gewaltige
Auftritt des Engels in der Heiligen
Nacht damals ganz und gar nicht.
Er hatte etwas Unglaubliches zu
berichten und musste sichergehen,
dass die Botschaft auch ankommt.
Deshalb wurde es mitten in der
Nacht hell und laut. Damit die Wahrheit verstanden wird. Damit sich die
Hirten sofort auf den Weg machen.
Das hat der Engel damals getan: Die
Menschen aufgerüttelt, erschüttert und sie auf den Weg gebracht.
Also Obacht! Die Geflügelten können auch anders. In ihnen steckt
die gewaltige Kraft der frohen Botschaft. Also hört zu. Und fürchtet
Euch nicht.
Traugott
|