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Die Heilung vom Aussatz

Ziemlich trocken bürokratisch liest sich so ein Tagesordnungspunkt auf der Kirchenvorstandssitzung: "2. Bau: offizieller Beschluss über primäres Bauvorhaben". Klingt ein wenig wie Planfeststellungsbescheid oder Zweckverbandsgebührensatzung usw. usf. etc. pp. Meine keinesfalls vergnügungssteuerpflichtige Erfahrung mit allerlei Ämtern und Behörden hierzulande lässt mich vermuten, dass es bei Tagesordnungspunkt 2. Bau (s.o.) um rein technisches Verwaltungshandeln ging. Eine Nachfrage bestätigte: Der Beschluss wurde beschlossen. Und mit dem "primären Bauvorhaben" ist die Trockenlegung des schimmelbildenden Mauerwerks im Gemeindehauskeller gemeint. Auch wenn vielleicht einige lichtscheue Bewohner aus Flora und Fauna des muffigen Feuchtraumbiotops etwas dagegen haben - an dieser Stelle vielen Dank für den Beschluss eines primären Bauvorhabens. Ein notwendiger Verwaltungsakt. Erledigt, verfügt, abgehakt. So weit so gut für unsere Gemeinde, aber hätten Sie gedacht, dass der Kirchenvorstand damit eine uralte biblische Pflicht erfüllt hat? In alttestamentarischer Tradition fast wortwörtlich nach Gottes Gesetz handelt? Lesen Sie selbst nach: 3. Buch Mose (14,33 ff.): "...Und wenn ... der Ausschlag weitergefressen hat an der Wand des Hauses, so soll er die Steine ausbrechen lassen, an denen der Ausschlag ist, und hinaus vor die Stadt an einen unreinen Ort werfen. Und das Haus soll man innen ringsherum abschaben und den abgeschabten Lehm hinaus vor die Stadt an einen unreinen Ort schütten und andere Steine nehmen und statt jener einsetzen und andern Lehm nehmen und das Haus neu bewerfen." Gut also, wer einen Kirchenvorstand hat, der sich treu an die Bibel hält. Wenn es mal wieder einen Tagesordnungspunkt zu unserem primären Bauvorhaben gibt, schlage ich vor: "Beschluss nach dem Gesetz Mose über den Aussatz an Häusern." Klingt doch viel dringender. Allerdings steht bei Mose leider nichts darüber, wer Lehm und Steine für die Heilung des Hauses bezahlt hat. Ich vermute, trotz allen himmlischen Beistands wird der Eigentümer nicht darum herumgekommen sein. Und wem gehört heute unser "aussätziges" Gemeindehaus? Fühlen Sie sich also ermutigt, wenn das nächste Mal zu Bauspenden aufgerufen wird! Selbst Moses konnte nicht anders. Nach erfolgreicher Reparatur soll übrigens der Priester einen lebendigen Vogel vor der Stadt ins freie Feld fliegen lassen (3. Mose 14,53). Na dann, Herr Pfarrer, ich bin gespannt.
Traugott


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