Kollekte im Raumschiff
Kennen Sie den? Ein Fallschirmspringer
bemerkt nach dem Absprung, dass sich
der Schirm nicht öffnet. Bei 1.000 Metern kommt ihm von unten ein Klempner entgegengeflogen. ?Reparieren Sie
auch Fallschirme??, ruft
verzweifelt der Springer.
"Nein, nur Gasflaschen."
In
diesem Jahr wurde ja oft
von Schirmen gesprochen.
Zumeist aufgrund fiskalischer Tiefdruckgebiete in
Südeuropa. Bin ich eigentlich der einzige, den das Gerede von "aufgespannten Rettungsschirmen" nervt? Wie soll
denn ein winziger Notschirm Europa
retten? Das ist echter Sprachmurks. Zur
Klarstellung: ein Rettungsschirm ist ein
Rucksackpäckchen aus gefalteter Fallschirmseide für den Flugnotfall (s.o.).
Und ein solcher Schirm wird nicht etwa
in Ruhe aufgespannt, sondern per Reißleine ausgelöst. Auch andere spannbare Stockschirme, Sonnenschirme
und Knirpse können nicht gemeint sein.
Eher doch ein alles überspannender
Abwehrmechanismus zum Schutz. Sozusagen ein Schutz-Schirm! Haben sie
so einen schon mal gesehen? Nein?
Aber ich! Denn ich kenne die Abenteuer
des Raumschiffes Enterprise. Deshalb
weiß ich auch, dass ein solcher Schutzschirm zwar selbst die gefährlichen Angriffe klingonischer Photonentorpedos
abwehren kann, jedoch in das fiktive
Reich der Utopie gehört. Science fiction! Wenn es um Geld geht, ist wörtliche Präzision wichtig. Wer von "Rettungsschirmen" redet, hat sicher von
beidem keine Ahnung. Vom Flugwesen
und von sprachlichen Bildern. Doch
noch mehr als die Sprachschluderei ärgert mich der Gedanke, was man mit
dem vielen Schirm-Geld alles anfangen
könnte. Ein Gedanke, der
übrigens auch präsent ist,
wenn es um kleinere Summen geht. Etwas Schönes
kaufen? Etwas Gutes tun?
Gar Spenden spenden? Mit
begrenzten Mitteln versuchen wir Christen das jeden Sonntag
im Gottesdienst. Mit unserer Kollekte
ein Dankopfer zu geben. Etwas zu teilen
von unserem Reichtum. Bedürftigen
zu helfen. Um nicht zu sagen, einen
Schutzschirm zu finanzieren. Die Diakonie, die Kirchenmusik, Brot für die Welt,
Missionswerke, Jugendarbeit, die eigene Gemeinde ? Bedürftige gibt es mehr
als genug. Und manchmal auch die heftig diskutierte Frage, wer es denn nun
am nötigsten braucht. Ehrlich gesagt,
ich habe keine Ahnung. Ist die Bekämp-
fung des Hungers in der Welt wichtiger
als unsere Kirchenheizung? Ist die Kirchenmusik wichtiger als die Diakonie?
Ich finde es gut, dass überhaupt gegeben wird. Und zwar ohne zu fragen, ob
es einer mehr verdient als der andere.
Ich bin sicher, es trifft in jedem Fall die
Richtigen. Die Weihnachtskollekte fällt
übrigens traditionell am höchsten aus.
Wäre schön, wenn das auch in diesem
Jahr Realität wird. Keine Utopie. Echtes
Geld für echte Bedürftige.
Traugott
|