... und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit.
Einen
richtigen Sommerhit hat er da geschrieben. Paul Gerhardt, der
Barock-Superstar der Kirchenlieder, dessen Geburtstag sich nun zum
vierhundertsten Male jährt. Mein persönlicher Favorit auf
der langen Liste zeitlos schöner Gerhardt-Vokalwerke hat die
Gesangbuchnummer 503. In unvergleichlicher Fabulierlust versammelt
der Dichter da die sommerliche Flora und Fauna, dass es nur so
zwitschert und zirpt, gurrt, summt und gackert. Als ich das Lied zum
ersten Mal hörte, war ich noch nicht des Lesens mächtig.
Lange hat mich beschäftigt, wo eigentlich die Tulli-Bahn
verkehrt, von welcher in der zweiten Strophe die Rede ist. Und warum
sie schön angezogen wird. Aber das nur am Rande. Auch in unserer
Gemeinde hat das schöne Frühjahr Wachstum gebracht.
Die Konfirmanden haben ja gesagt zur Gemeinschaft der Gläubigen und
vom Kirchenvorstand ein zartes Pflänzchen erhalten, aus dem
später einmal ein Baum werden soll. "Mach in mir deinem Geiste
Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich Wurzel
treiben." So dichtet es Paul Gerhardt und so waren die Glückwünsche
gemeint. Tief im Erdreich, wo die Wurzeln sich verankern, geht es
nicht ganz so heiter zu, wie auf Pauls "klingender Wiese" unter
den "schattenreichen Myrten". Da wachsen oft ganz unbeliebte
Kreaturen. Schimmelpilze und Hausschwämme zum Beispiel. Diese
nagen auch an den Fundamenten unseres Gemeindehauses. Die Junge
Gemeinde wünscht sich schon seit langem einen neuen Raum in den
Kellergewölben. Sozusagen einen Platz zum Wurzeln schlagen.
Zuvor müssen die Gärtner im Kirchenvorstand jedoch den
Boden vorbereiten. Die Gemäuer trockenlegen und Ungeziefer
verjagen. Damit die jungen Gemeindepflänzchen wachsen und an
"Leib und Seele grünen" können - wie wir aus Nummer
503 wüssten, wenn wenigstens dieses Lied mal von der ersten bis
zur letzten Strophe gesungen würde.
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