Visibilium et invisibilium
"Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem
Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!" Das sagt
der Fuchs zum kleinen Prinzen, in der wunderbaren Geschichte von Antoine de Saint-Exupery. Doch so schlau
wie der Fuchs sind die Wenigsten. Ist ja auch
keine Zeit. Alles muss schnell gehen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass 100 Millisekunden ausreichen,
um sich von einem anderen Menschen
einen ersten Eindruck zu machen.
Etwas langsamer arbeitet der Körperscanner, der es schließlich doch nicht auf unsere Flughäfen geschafft
hat, weil er gar zu gut funktioniert.Wahrscheinlich lenkt es die Kontrolleure zu sehr ab, wenn sie unter
der Kleidung neben geschmuggelten Revolvern noch diverse primäre Geschlechtsmerkmale entdecken.
Wobei wir ja ohnehin nicht mehr viel zu verbergen haben. Haben Sie
schon mal einen Kreditantrag ausgefüllt, eine Steuererklärung abgegeben oder einen Führerschein
beantragt? Im heimatlichen MDR-Programm konnte ich verfolgen, wie
putzigen Graumullen im Leipziger Zoo elektronische Registrierchips
eingezwickt wurden. Mit einem Gerät kann dann jeder jederzeit
ablesen, mit welchem Mull er es zu tun hat. Die sehen
nämlich alle gleich aus und verstecken sich
und ihre Geheimnisse gern in dunklen Gängen. Deshalb ist ab und
zu Inventur bei den Graumullen. Auch um
zu sehen, ob es allen gut geht, alle genug
zu essen haben und keiner ausgestoßen in
der hintersten Ecke ein freudloses Dasein fristen muss.
Bei uns evangelisch-lutherischen Landeschristen wird auch
ab und zu nachgeschaut, wie es uns denn so geht. Das übernimmt dann
der Superintendent und es heißt Visitation. Da Registrierchips bei
uns noch nicht sehr verbreitet sind, wird Christian Behr es wohl nicht
so einfach haben. Es hilft ja nichts: Wenn er etwas über uns herausfinden will, muss er mit den Gemeinden ins Gespräch kommen. Sich Zeit
nehmen, die Menschen kennenzulernen. Und wie der kleine Fuchs ab und zu die Augen schließen, um mit
dem Herzen zu sehen. Dann, bin ich
sicher, wird er bei uns das Wesentliche entdecken.
Traugott
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